Osu (jap. 押忍) besteht aus zwei Wortteilen:
押 osu: stoßen oder drücken
忍 shinobu: ertragen oder erdulden
So haben wir es alle auf der wikipedia, oder karate-do.de schon einmal gelesen, dabei ist diese Form nur für das Kyokushin verbrieft. Damit würde ich jetzt gerne brechen – zum Schluss des Beitrages 🙂
Es stimmt, Oss! wird im Shotokan Karate für alles verwendet: Danke, Zustimmung, Ja, habe ich verstanden, grüßen und immer dann, wenn es irgendwie passt. Ursprünglich ist es wohl auch eine Kurzform des Grußes „ohayō gozaimasu“ (Osu), also „Guten Morgen“. Mein Trainer sagt immer: Oss! soll ausdrücken, daß man sich bemühen wird, Emotionen unterdrückt und die anstehende Anstrengung erdulden wird.
Oss! (oder Ossu, Osu …) wird auch in anderen Karate Stilrichtungen, im Kendo oder Judo verwendet.
Hier habe ich die Übersetzung zu einer schönen Erklärung gefunden, demnach ist Ossu wohl eher eine abfällige, respektlose Form des Grußes und der Bestätigung – könnte irgendwie in die traditionell grobe Karate Welt der „Ursprungszeit“ passen 😉 . Dieser Erklärung nach ist die Floskel eher unhöflich und in Japan nicht angebracht.
Aufgrund seines „groben Charakters“ ist es in Japan auch in anderen „kampfbetonten“ Sportarten, wie z. B. Fußball und Baseball zu hören, immer dann wenn man mit seinen Kräften am Ende ist, so frei nach dem Motto „Schei… bin ich erledigt“.
Es existieren mehrere Theorien über den Ursprung des Wortes – diese reichen vom Saga Clan, dessen junge Samurai im 18. / 19. Jahrhundert Osu als ersten morgendlichen Gruß verwendet haben, oder, daß sich diese jungen Männer mit dem Osu in ihrem sehr disziplinierten Verhalten gegenseitig gestützt haben, über die erstmalige Verwendung im „Budo Senmon Gakko„, einer Kampfkunstschule, bis zum japanischen Militär des 20. Jahrhunderts, welches aus Gründen der Effizienz den langen Morgengruß einfach gekürzt hat. Dafür würde sprechen, daß die japanische wikipedia es als „Yes Sir“ ausspuckt.
Das wadoku wiederum gibt aus, daß es sich bei 押忍 um einen informellen Gruß unter männlichen Studenten (wohl eher Schülern) handelt – hier setzt auch eine andere Erklärung an, die ich gefunden habe, demnach gilt Osu als Bestätigung in der Kampfkunst „ja, Sie sind männlich“ (was wiederum erklären würde, warum man es in Japan Frauen gegenüber nicht verwendet).
Mir gefällt in Anlehnung an das Budo die Vorstellung, daß mit dem Oss! (Ossu, Osu) Anweisung, Korrektur, Kritik, Wunsch, Aufforderung der / des Sensei Folge geleistet wird. Keine Diskussion, keine weitere Erklärung, keine Fragen, keine Widerworte.
Das Ego reduzieren – Jiga o osae gaman suru – oder kurz Osu 🙂
Zuhören, verstehen, beherzt machen! Oss!
P.S.
Vor ein paar Jahren habe ich eine Ankdote gehört, daß der ein oder andere Besuch in einer Sake-Schenke in Japan, am frühen Morgen mit dem Begrüßen der Sonne beendet wurde, aber statt dem leicht komplizierten „ohayō gozaimasu“ brachte der Torkelnde zu Beginn seines Heimwegse nur ein aufgestoßenes „Osu“ hervor.