Das, was wir heute unter dem Begriff des Karate Dojo verstehen, wird erst seit dem 16. Jahrhundert so genannt und hat als Bezeichnung für einen Kampfkunst-Übungsraum seinen Ursprung in einem Stil der japanischen Schwertkunst. Diese wurde eigentlich Draußen auf blankem Boden trainiert. Ursprünglich war Dojo die Bezeichnung für eine Halle, oder einen Raum, in dem nach buddhistischer Tradition meditiert wurde. Heute steht der Begriff in Europa für so ziemlich jeden Raum, in dem japanische Kampfkünste oder Kampfsport betrieben werden, in Japan für Gebäude, in denen körperlich trainiert wird oder in denen ein Do, ein Weg gelernt, gelehrt, zelebriert wird.
„Ich bin mal in der Halle“
Für viele Karate Stilrichtungen in Deutschland, besonders für große, nicht kommerzielle Vereine, ist das Dojo einfach eine Schulturnhalle, in der regelmäßig das Karate Training stattfindet. Grundsätzlich kann man sagen, daß im Dojo besondere Verhaltensregeln gelten. So trägt man für gewöhnlich im Dojo keine Schuhe, begegnet sich mit außergewöhnlichem Respekt und hält sich an die für die Stilrichtung gültigen Regelwerke, im Shotokan Karate sind das die Dojo-Kun und die Shoto-Niju-Kun. Auch für Gäste und Besucher gelten Regeln. Die Gesamtheit der Regeln nennt man Reishiki – (Dojo) Etikette. In diesen Regeln spielen Pünktlichkeit, Höflichkeit, eine umsichtige Handlungsweise und ein allgemein kultiviertes Verhalten eine Rolle, also alles, was den Umgang miteinander und das Training zu einem besonderen Ereignis werden lässt. Auch wenn man den Trainingsraum verlässt, sollte man sich dieses höfliche Verhalten zu Eigen machen.
Alles hat seinen Platz
Dojo wird oft auch stellvertretend für die Trainingsgemeinschaft verwendet der man selber angehört. Die Mitglieder dieser Trainingsgemeinschaft haben im Dojo mehr oder weniger ihren zugewiesenen Platz, zumindest beim An- und Abtgrüßen, dieser orientiert sich am Aufbau des Raumes.
Traditionell ist die Frontseite das Shomen. In vielen Dojos wird dort ein kleiner Hausaltar eingerichtet, den nennt man Kamiza und sogar in Turnhallen wird dort während des Trainings ein Konterfei der wichtigsten Meister*innen aufgestellt, oder die Vereinsfahne aufgehangen. Üblicherweise wird in diese Richtung mit „Shomen ni Rei“ gegrüßt und dorthin verbeugt man sich auch, beim Betreten des Dojo.
Die Rückseite wird Shimoza genannt, dort befindet sich üblicherweise der Eingang. Beim An- und Abgrüßen sitzen dort die Schüler*innen aufgereiht nach Graduierung, die niedrigsten Ränge links, die höchsten rechts. Ganz Außen sollte die / der Sempai (Senpai) sitzen, die Person, die dem Dojo am längsten als trainierendes Mitglied angehört.
Nutzt man nun eine Turn- oder Mehrzweckhalle, wird es etwas schwerer mit der präzisen Anordnung, die sich traditionell sogar an den Himmelsrichtungen orientiert. Aber: Beim An- Abgrüßen oder Aufstellen zum Training habe ich schon so viele Variationen gesehen und miterlebt, daß man sich am besten danach richtet, was im jeweiligen „Dojo“ grade üblich ist.
Wer sich tiefer über den traditionellen Aufbau eines Dojo informieren möchte, sollte mal eine Blick auf „Das traditionelle Dojo“ werfen.
Das Karate Dojo, ein Raum der Ruhe
Zen Buddhisten nennen den Raum, in dem sie meditieren ebenfalls (immer noch) Dojo. Und für mich ist das Dojo, also die Fläche, auf der Karate stattfindet, auch ein Raum, eine Zeit der inneren Ruhe. Mit dem Betreten dieser Fläche begebe ich mich in eine andere Welt, gelten andere Regeln, bleiben Stress, Frust, Sorgen zurück. Die Konzentration auf die Bewegung, den Kampf, die Atmung all das führt zu einer bewussten Klarheit und inneren Ruhe, egal wie turbulent es „da Draußen“ vor Betreten der Halle war.
Alles, was ich benötige um diesen Zustand zu erreichen, sind Menschen, die dem Karate viel abgewinnen können und daher ambitioniert und motiviert trainieren und die Bewegungen des Karate. In einem traditionell aufgebauten Dojo, einer Sporthalle, am Strand oder im Park.
Das zentrale Dojo einer Stilrichtung nennt man Honbu Dojo, dort sammeln sich die „Honoratioren“, werden oft richtungsweisende Entscheidungen getroffen und die Vertreter des Stils ausgebildet, die dann für Verbreitung in die ganze Welt sorgen. In den letzten Jahren pilgern immer mehr Europäer in das japanische Zentral-Dojo ihrer Karate Stilrichtung.
Weltweit bekannte Dojo
Das wahrscheinlich größte und bekannteste Dojo ist das Nippon Budokan in Tokio. Dort finden regelmäßig Wettkämpfe in vielen Kampfkünsten statt.
Wiiii, Nippon Budokan 2010, CC BY-SA 3.0, Quelle: wikipedia
Das Budokan befindet sich im Kitanomaru-Park im Zentrum von Tokio in der Nähe des Yasukuni-Schrein.
Weitere geschichtsträchtige Kampfkunst Dojos sind das Budoden in Kyoto City und das Heian Dojo (auch Butokuden / Butokuden, allgemein bekannt als Kitano Taketokuden). Im Karate auch sehr bekannt ist das Qyama Dojo.
Dojoausstattung
Eine besondere Form des Kampfkunstdojo ist zum Beispiel die Halle für Bogenschützen, die sehr auf Sicherheit ausgelegt ist, um Verletzungen mit abgeschossenen Pfeilen zu vermeiden. Sie besitzt eine offene Wand, die zur Schussbahn gerichtet ist.
Ähnlich wie die Schussbahn, finden sich in vielen Kampfkunstdojos neben den Trainingsflächen kleine Wettkampfbereiche mit besonderer Ausstattung, abhängig von der Kampfkunst. Z. B. im Sumo Dojo eine traditionelle Wettkampffläche.
Reggaeman, Tamura Jinja, Takamatsu 05, CC BY-SA 3.0, Quelle: wikipedia
Viele Karate Dojos sind mit einem glatten Holzboden ausgestattet und das ist mir persönlich auch der liebste Boden für Karate, weil man leicht mit dem Fuß über den Boden gleiten kann. Auch harte Kunststoffböden in Turnhallen finde ich gut geeignet, so lange sie die Bewegung aufgrund der Beschichtung nicht bremsen. Aus dem Wettkampfbereich und möglicherweise aus dem Judo, Aikido oder Jiu Jitsu übernommen, findet man aber häufig auch Tatami, eine traditionelle japanische, quadratische Bodenmatte, die einfach lose aneinandergereiht wird. Sind diese Matten sehr alt, verkommen sie zur Stolperfalle. Dabei sollen sie eigentlich zur Vermeidung von Verletzungen beitragen. Genauso wie die ineinander steckbaren Wettkampfmatten, die moderne Form der Tatami. Wird so ein Boden in einer Turnhalle eingesetzt, sind Auf- und Abbau im Rahmen einer Trainingseinheit oder eines Wettkampfes eine unliebsame, aber nötige Aufgabe.
Verein, Club, Trainingsgemeinschaft
Suchen Menschen nach einem Karate Dojo, meinen sie damit im Normalfall eine Trainingsgemeinschaft, einen Verein, oder einen Club, in dem sie Karate trainieren können. Das Angebot ist sehr groß und wenig übersichtlich. Besonders für Anfänger*innen, oder Eltern ist es schwierig ein Verständnis für die vielen Stilrichtungen und Angebote zu entwickeln.
Welches ist denn nun das richtige Dojo?
Richtig ist das Dojo, in dem Ihr oder Eure Kinder sich wohlfühlen, in dem Karate Spaß macht, fordernd und fördern ist. Im Allgemeinen kann man sagen, daß Dojos, die im DJKB (Deutscher JKA Karate Bund e. V.) oder DKV (Deutscher Karate Verband e. V.) organsiert sind, gute Voraussetzungen für ein gutes Karatetraining mitbringen und das bei günstigen Beiträgen. Aber nicht nur die können gutes Karate! Die kommerziellen Angebot sind öfters teurer, bieten aber auch mehr. Wenn ihr Euch unsicher seid, einfach die kostenlosen Schnupperkurse oder ein Probetraining in verschiedenen Vereinen besuchen und dann entscheiden.
Die Schwerpunkte
Je nach Stilrichtung und Dachorganisation sind die Schwerpunkte im Training und in der Zielsetzung unterschiedlich. Auch Dojos in der gleichen Stilrichtung, im gleichen Dachverband können unterschiedlich fokussieren. Grundlegend sind folgende Themen relevant:
- Sportkarate oder traditionelles Karate-Do
- Teilnahme an Wettkämpfen
- Selbstverteidigung
- Arten des Treffens, von kein Kontakt bis Vollkontakt
- Gewichtung Kata, Kihon, Kumite
- Zusatz- und Spezialtraining, wie Fitness, Kraft, Beweglichkeit
- kommerzielles Angebot oder eingetragener Verein
- Training in gemischten oder getrennten Gruppen
- Anfänger & Fortgeschrittene
- Kinder und Erwachsene
- „Junge“ und „Alte“
- Trainingsangebote Montag – Sonntag
Sturm des Dojo
In der Geschichte der japanischen Kampfkünste gab es die Tradition des Dojoyaburi. Dabei wurden die Mitglieder einer rivalisierenden Kampfkunstschule zu einem Kampf herausgefordert mit dem Ziel, die überlegene Schule, bzw. den überlegenden Stil zu ermitteln, um eine gesteigerte Popularität zu erreichen. Der oder die Gewinner übernahmen häufig die Schüler der Verliererseite. In den Bereich der Mythen gehören die Geschichten über das Besiegen der ganzen rivalisierenden Schule, inklusive aller Meister durch nur einen Kämpfer und der anschließende Diebstahl des Dojo Siegels, welches zerstört oder später zurückgekauft wurde.
Leben im Dojo, leben beim Meister
Auch heute noch gibt es japanische Karateka, die im Rahmen ihrer Karate Ausbildung im Dojo leben und wohnen, oder sie verbringen die Zeit ihrer Karate Ausbildung bei ihrem Meister. Das ist für europäische Verhältnisse eher unüblich. Getrieben durch die JKA existiert in Japan auch eine starke Bindung zwischen Universitäten und Karate. In Asien gibt es darüber hinaus Kampfkunst Internate, in denen neben dem Unterricht vor Allem viel trainiert wird.