Kannst Du jemanden schlagen? Ins Gesicht meine ich, ihr oder ihm weh tun. Wenn nicht, ist Verteidigung hoffnungslos.
War nicht Angriff die beste Verteidigung? Hilft Verteidigung dann überhaupt, oder sollte man lieber vorher angreifen? Gegen wen und was möchte man sich verteidigen? Wen sollte man schon vorher angreifen? Eine körperliche Auseinandersetzung, ein Kampf, ist recht komplex, durchläuft unterschiedliche Phasen und der Ausgang einer Begegnung zwischen zwei Gegner*innen hängt von zahlreichen Faktoren ab.
Z. B. Glück gehört dazu, wenn man sich nicht verletzt und besser war. Können gehört dazu, wenn man der Auseinandersetzung aus dem Weg gehen konnte. Eine Herausforderung nicht anzunehmen, sich nicht provozieren lassen, dazu benötigt es Stärke. Ach, da war ja die Sache mit der Selbstverteidigung. Was, wenn man nun angegriffen wird? Schon verloren? Ist Shotokan Karate effektiv? Ist der / die Anwender*in des Erlernten effektiv? Denkt er / sie zielstrebig? Ist er / sie bereit jemanden zu verletzen, vielleicht sogar schwer? Kann jemand ohne Erfahrung im Kampf, also nur durch Training, durch Lernen, in einem Kampf bestehen?
Ärzt*innen, Pilot*innen, Jurist*innen also zukünftige Expert*innen machen Praxiserfahrung. Für viele bedeutet der Sprung ins kalte Wasser erst einmal kleine Erfolge, größere Fehler. Von der Theorie zur Praxis, von der Kompetenz zur Anwendung ist es ein weiter Schritt. Selbstverteidiger*innen sollten entweder Praxiserfahrung machen, das könnte weh tun, kleine bis mittelgroße Niederlagen zu Beginn, größere Erfolge im Anschluss, oder sich Fragen stellen wie:
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Was macht mich potentiell angreifbar?
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Warum sollte mich jemand wie angreifen?
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Wo könnte mich jemand angreifen?
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Wie hoch ist die Gefahr, und warum?
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Wie und wo gehe ich einem potentiellen Angriff aus dem Weg?
Es ist immer gut etwas in der Hinterhand zu haben, z.B. Shotokan Karate, aber effektiv verteidigen wird sich wohl nur, wer dazu auch bereit, in der richtigen Stimmung ist, auf die richtigen Gegner*innen trifft. Gut vorbereitet, extrem wachsam, ständig auf der Hut, jederzeit bereit, technisch perfekt, hochmotiviert, aggressiv ….
… stolpert und haut sich den Kopf, der Tropf, doch verloren.
Es ist keine Frage der Technik, des Stils. Und man kann diese Frage nicht mit einer Zeitangabe beantworten. Welche Person mit welcher Absicht in welcher Situation „hinter“ der Technik steht, lässt da mehr Spekulationen zu. Welche Motivation steht dahinter. Menschen mit Existenzangst können für sie Unvorstellbares tun, ohne Shotokan Karate. Langjährige Karate Schüler*innen sind im Ernstfall vielleicht wie erstarrt.
Sicher ist: Man lernt auch im traditionellen Shotokan Karate Techniken zur Abwehr und zum Angriff. Techniken die in einer Verteidigungssituation von Vorteil sind. Man lernt diese Techniken (hoffentlich) perfekt anzuwenden, mit der nötigen Energie und am richtigen „Treffpunkt“. Sie erlangen ein gesundes Maß an Sicherheit, Sicherheit bedrohliche Situationen zu vermeiden, Sicherheit, Risiken einzuschätzen. Selbstsicherheit.
Die Zeitspanne bis zur effektiven Verteidung geht von:
- sofort,
- erst später
- eher nie
Und das gilt für alle Stilrichtungen, Kampfkünste, Selbstverteidigungssysteme und Kampfsportarten.