Radfahren täglich, Bouldern 2 x pro Woche, Krafttraining mit dem Körpergewicht regelmäßig, Sprinten 100m & 200m mehrere Einheiten im Monat, Joggen & Schwimmen ab und zu, Eislaufen im Winter und einmalige abenteurliche Sport-Ereignisse. So sieht in etwa mein Sportprogramm neben dem Karate aus.
Sehr oft bringe ich Verspannungen oder andere kleine Zipperlein mit nach Hause. Man ist ja nicht mehr der Jüngste. Hier zwickt es, da reißt es, hier schmerzt es.
Besonders das Bouldern und Sprinten löst mit der kurzzeitigen Maximalbelastung Schmerzen aus, die ich nicht immer genau zuordnen kann. Ist das nun eine Verletzung, Überbelastung oder Irritation?
Irgendwann habe ich bemerkt, daß nach dem Karate einiges wie weggeblasen ist. Dabei dachte ich lange, das liegt einfach an der Ignoranz, die man dem Schmerz entgegenstellt: Jetzt erst recht, noch mehr, noch tiefer, noch schneller.
Aber das ist es nicht. Später habe ich begonnen, bei kleinen Beschwerden z. B. im Ellbogen- oder Schultergelenk, gezielt Karate Handtechniken auszuführen, möglichst schnell und mit kurzer, maximaler Anspannung am Ende, oder langsam und ausgeprägt in die maximale Dehnung, mit längerer Spannung zum Schluss.
Dadurch war ich zum einen in der Lage die Quelle des Schmerzes genauer zu lokalisieren und je öfter ich die Bewegung ausgeführt habe, um so schneller waren die Schmerzen (meistens) verschwunden. Bei ein, zwei echten Verletzungen, war das Problem während der Ausführung viel deutlicher zu spüren, ein stechender Schmerz und der Weg zum Arzt war unvermeidlich.
Nun bin ich kein Mediziner, aber ich könnte mir vorstellen, daß folgender Wirkkomplex der Karate Techniken, viele kleine Problemchen mit dem Bewegungsapparat lösen kann:
– Bewegung an / in den Grenzbereich
– Dehnung durch die Ausführung
– Durchblutung wird erhöht
– Körpertemperatur wird erhöht
– Stoffwechsel wird angeregt
– man lernt den Schmerz zu akzeptieren und spürt, daß die Beweglichkeit eigtl. ganz normal ist, stuft dadurch den Schmerz als unbedeutend ein, Schonhaltung wird vermieden
– man verliert Sorge / Angst vor dem Schmerz, bzw. der auslösenden Bewegung
– die Bewegung wirkt krampflösend
Ein japanischer Kendo Lehrer hat mir mal bezüglich einer Entzündung im Knie gesagt, man müsse Gelenke bei Entzündungen „spülen“, indem man sie in alle möglichen Richtungen maximal bewegt und einige Sekunden in diesem Grenzbereich hält. Keine Ahnung was da dran ist, aber ich weiß, daß diese Übung mir schnell Linderung verschafft hat. Den ein oder anderen Bruch habe ich bei einem Physiotherapeuten nachbehandeln lassen und die Vorgehensweise war ähnlich. Es tat weh und ging immer bis an die Grenze der Beweglichkeit.
Insofern bilde ich mir ein, daß die Karate Techniken eine sehr postive therapeutische Wirkung haben. Und selbst, wenn es nur ein „Placebo“ ist, was sonst könnte mir mehr Freude bereiten, als ein schöner Tsuki 🙂 Und Freude ist ja bekanntlich auch immer gut für das Immunsystem.
Also, bei der nächsten Verspannung mal mit Vorsicht in paar Karate Techniken genießen und nachfühlen, ob es Euch hilft!
Weiteres zum Thema:
- Selbstregulation von Schmerz im Schulter-Nackenbereich mit Karate
- Karate und Faszien
- Budopädagogik