Karate Buch

Hilfreiche Lektüre
Wenn Du ein gutes Karate Dojo gefunden hast, verbringst Du die Zeit in der Halle vor allem mit Training. Denn davon entwickelt sich eine gute Technik.

Aber all die ganzen Fragen, die im Laufe einer Trainings Einheit entstehen, wollen beantwortet werden. Weil Zeit kostbar und der Fundus an Wissen unendlich groß ist, bin ich sehr dankbar, daß viele Meister und (wenige) Meisterinnen ihre Erfahrungen in einem Karate Buch verewigen. Darüber kann man in Ruhe seine theoretischen Kenntnisse erweitern, wichtige Fragen werden beantwortet, neue Perspektiven aufgezeigt.

Ein Buch ist Kontextverlust

Traineri*nnen haben mit Sicherheit einen Plan, wo die Reise mit den Schüler*innen hingehen soll. Häufig durch Adaption und Kopie dessen, was ihnen durch eigene Lehrer*innen vermittelt wurde oder durch Qualifikation im Trainingswesen. Nun hat auch jedes Buch einen eher speziellen Kontext, bedingt durch Stilrichtung, inhaltliche Schwerpunkte oder zugrunde liegende Philosophie. Das führt zu Abweichungen zwischen Trainingsansätzen und Methoden, zwischen Sofa und Trainingshalle. Bis zu einer gewissen Stufe sollte man dem gesprochenen Wort in der Halle die größere Bedeutung beimessen, bevor man sich vorschnell auf eigene Analysen, kritische Haltung oder persönliche Wege begibt, weil in einem Buch etwas anders formuliert wurde. Mit der Zeit weiß man die Differenzen zu deuten.

Da sich das Karate als Ganzes durch ein hohes Maß an Flexibilität auszeichnet, gibt es auf dem Weg „dorthin“ nicht die eine Wahrheit. Um sich zu Beginn nicht zu sehr vom Trainingsinhalt im Dojo zu entfernen, kann man Trainer*innen nach einer Buchempfehlung fragen. So ist gewährleistet, daß sich beide „Quellen“ gut ergänzen.

Karate kann man nicht erlesen

Ein gutes Karatebuch ist ein Zugang zu neuen Ideen und Trainingsreizen. So würde ich es auch nicht beim Lesen belassen, sondern immer versuchen, das Gelesene praktisch umzusetzen, es auszuprobieren. Darüber stellt man schnell fest, ob diese oder jene Technik zu einem passt, Bewegungen nachvollzogen und nachgemacht werden können.

Blick in Zukunft und Vergangenheit

Mein erstes Karate Buch war ein Kata Buch von Albrecht Pflüger. Wie könnte es auch anders sein. Über die Jahre beschäftigt man sich sicherlich zuerst mit der Technik, dann vielleicht mit Schlagkraft und Geschwindigkeit, später mit Biomechanik und Bewegungskompetenz. Selbstverteidigung rückt irgendwann in den Fokus und dann vielleicht Geschichte und Herkunft der Kunst. Es folgen Ratgeber aus der Trainingslehre, Yoga, Boxen, TaiChi…. Die kleinen Bibliotheken, wie ich sie bei einigen Karateka sehen durfte, erwecken jedenfalls diesen Anschein. Und mit keinem Medium lässt sich der Wissensdurst besser stillen, als mit einem Buch. Es ist toll, sich in eine andere Zeit, zum Beispiel die Anfangsjahre des modernen Karate entführen zu lassen und darüber zu lesen. Was haben die „älteren“ Meister gedacht, wie haben sie trainiert, wie waren die Bedingungen. Mein Eindruck: In jedem Fall härter 😉

Mit einem Blick in das eigene Bücherregal lässt sich später gut feststellen, wie der Karate Weg verlaufen ist. Mein Tipp: Irgendwie das Kaufdatum festhalten. Vielleicht ganz traditionell mit Bleistift in Umschlag oder Deckel. So hat man Jahre später einen interessanten Blick in die Vergangenheit. Und mit jedem neuen Buch wendet man den Blick nach vorne: Wie werde ich mich und wie wird sich mein Karate verändern?

Und die Zukunft des Kata Buchs stammt definitiv von Fiore Tartaglia, der mit seiner Buchreihe neue Maßstäbe gesetzt hat.

Widersprüche

Schon kurz angeklungen, ist das Spektrum in den asiatischen Kampfkünsten sehr groß und dieses Muster gilt auch für das Karate. Nach 15 Jahren intensivem Shotokan sagt mir ein gestandener Karateka aus dem Goju Ryu, daß er bei der Abwehr einatmet und nicht aus. Da musste ich lange drüber nachdenken. Besonders bei Jion keine schlechte Idee. Diese Kata habe ich immer als Abnoe-Kata bezeichnet, weil mir am Ende die Luft ausgeht. Plötzlich habe ich eine Lösung, die Optionen schafft, aber meinem bisherigen Verständnis und dem Gelernten widerspricht. So wird es auch immer wieder mit Karate Büchern sein, man findet eine Welt der Widersprüche. Neue Herausforderungen, denen man offen begegnen sollte.

Biographien alter Meister

Wenn alte Menschen erzählen, dann scheint das alles so weit weg. Es dauert aber nur wenige Jahre, vielleicht 50, dann gehört man auch schon dazu. Mir ist bei Biographien häufig der Alters-Abstand zu groß gewesen. Einmal im gleichen Alter angelangt, hatte ich auch nur wenige, kleine Aha Effekte. Toll in diesem Zusammenhang finde ich die Reihe Masters von Schlatt, die lebhaften Beiträge waren mir irgendwie näher. Und wenn die Jungs und Mädels vor zweihundert Jahren oder mehr und zudem in einem anderen Kulturkreis gelebt haben, ist nur wenig einfach so nach Mitteleuropa 2020 „transportierbar“. Daher haben Biographien für mich mehr den Charakter schöner Geschichten, mit großem Deutungsspielraum.

Oft gespickt mit Übersetzungsfehlern über mehrere Sprachen, sind diese Ausflüge in die japanische Kultur und Gesellschaft, auch über das Thema Karate, mit romantisch verklärtem Auge zu betrachten. Besonders Henning Wittwer hat in den letzten Jahren viel Aufklärungsarbeit rund um Bedeutung vieler im Karate verwendeter, japanischer Begriffe geleistet. Ein Blick in seine Arbeiten lohnt sich sehr.

Mehrfach lesen

Für gewöhnlich lese ich Unterhaltungsliteratur einmal. Danach landet das Buch im Archiv, seit einigen Jahren in der Kindle-Bibliothek und fristet dort ein trauriges Dasein.

Fach- und Sachbücher sowie Fotobände kaufe ich immer noch in Papierform und hole sie regelmäßig hervor, auf der Suche nach neuer Inspiration. Denn der Blick auf Geschriebenes verändert sich mit neuen Erfahrungen. Einige Karatebücher in meinem Schrank würde ich auch der Unterhaltung zurechnen und trotzdem schau ich immer wieder hinein, verbunden mit der Frage, ob sich nicht doch noch ein interessantes Detail findet. Bei Karate- und Kampfkunstbüchern ist mir ein echtes Buch aus mehreren Gründen eine Herzensangelegenheit. Schon der Buchrücken erinnert immer wieder an wichtige Erkenntnisse. Echte Bücher mahnen mich zum Training, gehe ich daran vorbei, erinnern sie mich an meine Defizite, alleine dadurch, daß sie die Lösungsansätze enthalten, die nur noch trainiert werden wollen.

Außerdem fühle ich mich durch das Buch und die angenehme Haptik beim durchblättern und stöbern den Autor*innen mehr verbunden. So habe ich Carlos Molinas „leere Hand“ auch immer wieder gelesen um mich an die tollen Lehrgänge zu erinnern. Nicht zuletzt drückt es für mich auch ein wenig Dankbarkeit und Anerkennung aus, wenn man seine „Idole“ immer im Blickfeld hat und sich daran erinnert, wie sie einem auf dem Weg neue Richtungen gezeigt haben.

Und dann gibt es Bücher, die sind einfach traumhaft schön, wie „Die Kunst des Kampfes“ von Cris Crudelli oder „Drache und Tiger“, herausgegeben von Peter Kuhn. Immer wieder faszinieren mich diese Werke erneut von „unserer“ Bewegungskunst.

Schund trifft Kunst

Der Buchmarkt hält in vielen Sprachen Material für Kampfkünstler*innen bereit. Leider findet sich auch einiges minderer Qualität. Da nur wenige Bücher im lokalen Buchhandel angelesen werden können, schließlich ist das Thema doch speziell, lassen sich Fehlkäufe nicht immer vermeiden. google books, amazon „Blick ins Buch“ und blinkist helfen dabei, Fehlkäufe zu vermeiden. Außerdem findest Du auf dieser Webseite auch einige Empfehlungen.

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