Nicht wenige verbinden bei dem Gedanken an Karate das Bild des Bretter zerschlagenden Menschen. Dieses Bild wurde in den Anfangszeiten des Karate in der öffentlichen Wahrnehmung geprägt.
Aber macht das Sinn, ein Brett zerschlagen? Sieht ja schon merkwürdig blöd aus.
Mit einem Bruchtest lässt sich für Karateka feststellen, ob die geübten Techniken wirklich effektiv sind und ob man damit in der Lage ist, einen harten, zerstörerischen Schlag auszuführen. Außerdem geht es darum, eine gewisse Schmerz-Desensibilisierung bei sich selbst zu erreichen, schließlich wird nicht nur die getroffene Körperregion des Gegenübers kinetischer Energie ausgesetzt, auch der Körper dessen, der schlägt oder tritt, erfährt diese Einwirkung.
Zudem verlangt es sehr gute Körperbeherrschung und genaue Koordination der Technik, um den Gegenstand gezielt zu treffen, dabei zu brechen und sich selbst nicht zu verletzen.
Choki Motobu sagt dazu zum Beispiel: Wenn man einen Tritt abwehrt, muss man so hart blocken, daß man das Schienbein des Gegners bricht.
Mach das erstmal, so ein Knochen ist hart 😉
Betrachtet man Hände und Füße der Karateka als Waffen, müssen diese geschärft und gehärtet werden. Nehmen wir einmal an, daß die „Schärfe“ durch regelmäßiges Kihon und Kata Training erreicht wird, erlangt man eine ausreichende „Härtung“ nur durch direkten Kontakt von Oberflächen, zum Beispiel durch im Kumite oder Partnertraining aufeinander treffende Körperteile, oder durch den Einsatz entsprechender Trainingsgeräte und Methoden.
Und in die Rubrik Trainingsgerät lässt sich das gemeine Brett einordnen 🙂 Tatsächlich existieren im Karate und dem Hojo Undo aus dem klassischen Okinawa Karate zahlreiche Methoden zur Abhärtung. Im Karate ist das Makiwara sehr bekannt, aber es gibt unzählig viele Gerätschaften für das Schlagtraining, zum Beispiel:
- schwerer Boxsack
- Schlagpolster
- Schlagpfosten mit und ohne Polsterung, flexibel oder starr
- das Jari Bako, ein Gefäß gefüllt mit Sand, Kiesel oder Hülsenfrüchten
- Bambusbündel- oder Matten
- ein mit Sand oder Kiesel gefüllter Leinensack
Die aus dem Wing Chun bekannte Holzpuppe oder auch Mu ren zhuang lässt sich nur bedingt dort einreihen, da sie mehr dazu dient, Kombinationstechniken zu üben und man eigentlich nicht so hart daran trainiert.
Wer keine Geräte einsetzen will, macht Liegestütze auf den Knöcheln, auf unterschiedlich harten Untergründen und bei steigernder Belastung. Fortgeschrittene steigern das so weit, daß sie aus dem Faust-Liegestütz nach oben schnellen, in die Hände klatschen und wieder auf den Fäusten landen.
Aber Vorsicht: Um Verletzungen vorzubeugen, sollte man diese Art des Trainings nur unter versierter Anleitung durchführen und mit wenig Kraft, wenigen Wiederholungen sowie längeren Pausen (einige Tage) zwischen den Einheiten beginnen. Kinder sollten diese Form des Trainings erst nach dem Wachstum ausführen.
Und am Schluss so einer Entwicklung prüft man an einem Gegenstand, ob man in der Lage ist, hart zu schlagen – und bei aller körperlichen Härte kommt jetzt die eigentliche Prüfung: Hat man das Selbstvertrauen dazu?
Steigerungen bei den zu „brechenden“ Gegenständen sind bekannt. Im Karate zerschlägt man zuweilen große Kiesel „mit bloßen Händen“. Immer wieder beliebt sind Baseballschläger, gestapelte Eis- Holz- oder Betonplatten oder Dachziegel. Wie weit es bei meterhohen Stapeln noch um einen Bruchtest geht, oder um Spektakel mag jeder für sich selbst beantworten, auch mit dem Blick auf die Physik 😉 In verschiedenen Kampfkünsten ist der Bruchtest Prüfungsbestandteil oder sogar einziger Bestandteil von Wettkämpfen. Sachen gibt’s 😉