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BUDDHA Teil 1: Kapilavastu

Fernsehen bildet 😉
Ein 3sat Beitrag am 3.12.2014 über Osamu Tezuka hat mich auf sein Werk BUDDHA aufmerksam gemacht. Die Geschichten und Legenden des Buddhismus als Manga zu lesen hat mich sehr interessiert.

In Japan schon lange Kult
Osamu Tezuka (1928-1989) gilt in Japan als „Gott der Manga“ – er hat den Grundstein der japanischen Comic- (Manga) und Trickfilmindustrie (Anime) gelegt.
Dabei sind seine Werke nicht nur Unterhaltung sondern behandeln wichtige Fragen der Menschheit.
Er hat 150.000 bis 170.000 Comicseiten gezeichnet – mehr als jeder andere Comicautor dieser Welt.

In seinem 3.000 Seiten umfassenden Werk erzählt Osamu Tezuka die Lebensgeschichte des Begründer des Buddhismus aus seiner persönlichen Perspektive – über 11 Jahre hinweg hat er an diesem Epos gearbeitet. Im Verlag Carlsen ist BUDDHA erstmals komplett auf Deutsch verfügbar. Das Thema der Reihe ist der Kreislauf von Leben und Tod, dem wir auch als menschliche Wesen unterworfen sind.

BUDDHA
Buddha, oder auch Siddhartha wurde geboren, als erster Sohn des Suddhodana – König aus dem Haus der Shakya. Er lebte in Kapilavastu am Fuße der Berge des Himalaya. Seine Mutter Maya stirbt nach seiner Geburt und er wird von seiner Tante Maha Pajapati groß gezogen.
Im Alter von 16 Jahren heiratet er Yashodhara, Tochter des Fürsten Suppabuddha und dessen Frau Pamita. Gemeinsam haben Sie einen Sohn – Rahula.
Siddhartha beginnt einen spirituellen Weg und wendet sich grundlegenden Fragen des Lebens zu. Er erkennt, daß Altern, Krankheit, Tod und Schmerz mit dem Leben untrennbar verbunden sind und sucht einen Weg aus diesem Leid. Mit 29 Jahren gibt er allen weltlichen Besitz auf, um ein Mönch zu werden. Unter dem Pippala-Baum findet er Erleuchtung. Von diesem Zeitpunkt an wird er Buddha genannt (der Erwachte) und lehrt seine Form des Buddhismus im Nordosten Indiens.
Im Gesamtwerk stellt Osamu Tezuka seinem Protagonisten zahlreiche fiktive Figuren zur Seite und die historisch bekannten Persönlichkieten sind zum Teil übertrieben dargestellt.

BUDDHA Teil 1, Kapilavastu – die Vorgeschichte
Den Einband ziert eine Lotuspflanze, ein Symbol für Reinheit und Erleuchtung – der Legende nach wurde Buddha aus einer Lotusblüte geboren. Der Lotus steht stellvertretend für den Menschen auf seinem Weg zum Göttlichen.
Am Leben des indischen Prinzen Siddhartha Gautama, seiner Inkarnation als Gautama Buddha und seinem langen Weg zur Erleuchtung wird der Leser in die Welt des Buddhismus geführt. Die Philosophie von Weisheit und Mitgefühl mit allen Lebewesen, der Grundstein im Buddhismus für inneren Frieden, auch hiervon handelt der erste von zehn Bänden.
In einem zum Teil schwermütigen Bild der Vorgeschichte zu Buddhas Geburt wird das menschenunwürdige Kastensystem der indischen Gesellschaft vor der buddhistischen Geschichte Indiens skizziert. Armut, Gewalt, kriegerische Handlungen lösen sich ab mit der Darstellung anmutiger Natur und der Ankündigung eines Retters, als Zeichen menschlicher Hoffnung.
Chapra ein Angehöriger der Shudra Kaste und Tatta ein Ausgestoßener erleben gemeinsam die Grausamkeit des Lebens zu jener Zeit. Beide sind trotz Ihres sozialen Standes besondere Persönlichkeiten, die sich mit unterschiedlichen Strategien gegen das ihnen aufgebürdete Leben stellen.

Tatta besitzt eine besondere Begabung – er kann vom Geist eines Tieres Besitz ergreifen, eine Fähigkeit, die beiden Hauptcharakteren im ersten Buch häufig von Nutzen ist.
Auch der Brahmane Nardatta wird durch Tattas Fähigkeiten gerettet. Er ist auf der Suche nach einem für die Menschheit besonderen Wesen – dem Buddha und kreuzt dabei die Wege von Chapra und Tatta.

Chapra und Tatta verfolgen beide das Ziel, ihre Situation zu verbessern und lassen sich auch von schlimmsten Ereignissen nicht entmutigen. Welche Rolle werden sie einmal im Leben des so eben geborenen Prinzen spielen?

Das Format
Die Charaktere lassen aufgrund ihrer zum Teil kindlichen Gesichter und ihres unschuldigen Ausdrucks manche Szene positiver erscheinen als sie ist. Die teils realistische, teils verzerrte Darstellung von Menschen und Szenerie ist gewöhnungsbedürftig, aber in jedem Fall typisch für japanische Manga.

BUDDHA ist ein Buch an dem spürbar wird, was Druckerzeugnisse besonders macht. Doppelseitige Darstellungen, großformatige Bilder, eine spürbare Dramatik. Das ist auf einem elektronischen Display so nicht erlebbar.

Wer nur durch Bild und Text spurtet, wird in wenigen Stunden den ersten Teil gelesen haben. Wer sich aber auf die Bilder einlässt, im Detail Eindrücke sammelt und an besonderen Stellen im Buch innehält, die mit großen, traumgleichen Zeichnungen aufwarten, lernt einen Teil der Legenden, Zeichen und Symbole des Buddhismus und seine Bildsprache kennen, mit der Osamu Tezuka hervorragend spielt. Die Reihe lädt somit auf eine längere Reise ein und dazu, das Gesehene zu hinterfragen und nach Erklärungen zu suchen.

Mit Manga bezeichnet man in Japan alle Formen von Comics, unabhängig von Herkunft oder Machart. Bei uns wird der Begriff Manga hauptsächlich synonym für japanische Comics verwendet. Manga stellen wortwörtlich Geschichten in einem „zwanglosen, ungezügelten Bild“ Bild dar.
Eine zügellose, freie Darstellung ist auch in BUDDHA zu finden. In den Medien wurde bei Erscheinen von zum Teil „drastischen“ Bildern gesprochen.

Diese Darstellung ist meiner Meinung aus mehreren Gründen überzogen:
–    in jedem zweiten Tatort wird mittlerweile mehr „stilistisch-realistische“ Gewalt gezeigt
–    aktuelle Manga und westliche Comics sind in der Darstellung wesentlich „drastischer“
–    es ist ein Comic, es ist Fiktion und das ist auf jeder Seite spürbar – jeder teilrealistisch, computerunterstützt animierte Blockbuster enthält mehr „verstörende Gewalt“, an der die Grenze zur Realität verschwimmt.

Als Zielgruppe würde ich aufgrund der Darstellungen trotzdem Erwachsene sehen, die ein grundlegendes Interesse am Buddhismus haben oder einen kurzweiligen unterhaltsamen Einstig in die Welt der japanischen Manga suchen und sich dabei an einem teils bekannten Thema orientieren wollen.

Das Buch
Schön an dieser deutschen Ausgabe ist, daß man sich bei der Leserichtung nicht umgewöhnen muss 🙂 Buch und Druck sind von hervorragender Qualität und die für Manga typisch schwarz-weißen Zeichnungen werden von wenigen farbigen Bildern eingeleitet. Das Papier ist leicht gelblich und sehr griffig, eben wie man es von einem Original Manga gewohnt ist. Etwas größer im Format als beim „Taschenbuch-Manga“, kommt es den zum Teil außergewöhnlichen Zeichnungen mit mehr Raum entgegen.

Hardcover als Manga Einband mag ich nicht so gerne, allerdings ist BUDDHA keine Lektüre für Bus und Bahn eher was für Sofa und Schreibtisch, da der interessierte Leser Nachforschungen anstellen will; also verschmerzbar.

Fazit
Teil 2 bis 10 wollen erobert und erarbeitet werden – die Bücher werde ich in jedem Fall auf meiner Liste zu lesender Bücher weit nach vorne stellen, sie werden zu den wenigen gehören, die ich mehr als einmal lese. Die zu meinen Notizen in anderen Medien recherchierten Informationen haben mich immer wieder veranlasst, zugehörige Bilder in Band 1 anzuschauen.
BUDDHA 1: Kapilavastu
von Osamu Tezuka

Übersetzung von John Schmitt-Weigand
ist erschienen im Verlag Carlsen
Sprache: Deutsch
Band 1, ISBN-10: 3551766312
Band 1, ISBN-13: 978-3551766311
Band 1, 310 Seiten

Buddha

zum Buch

Zum Thema Manga:
Manga haben in Japan als Medium eine ganz andere Bedeutung, als im Rest der Welt. So sind 30 – 40 % aller Druckerzeugnisse im Verlagswesen Manga – in Deutschland rangiert diese Form der Lektüre bei unter 5%.

Englische und französische Manga Übersetzungen sind wesentlich häufiger zu finden, umso mehr freut es, daß so ein wichtiges Kunstwerk auch in deutscher Sprache publiziert wurde. Im Jahr 2000 erkannte die japanische Regierung Manga offiziell als förderungswürdige Kunstform an.
Im Verlag Carlsen wird BUDDHA als graphic novel ausgezeichnet. Hinter diesem Begriff steht der Versuch, thematisch anspruchsvolle und wertige, von den herkömmlichen, trivialen Comics zu unterscheiden. Das ist nicht ganz unumstritten – aber auch bei dieser Reihe berechtigt, zumal im deutschsprachigen Raum dem Medium „japanisches Manga“ aufgrund seiner „gestalterischen Nähe“ zu einfacheren Comics der Art „Donald Duck“ noch keine große Bedeutung beigemessen wird.

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