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Aikido Shugyo – Rezension

 

Gozo Shioda
übersetzt von Staphan Otto

Aikido Shugyo, Bill Verlag

ISBN: 978-3-9812589-2-9, 224 Seiten

Unterhaltung für ein ganzes Wochenende

Aikido Shugyo ist eine unterhaltsame Lektüre die auch interessante Aspekte für Karateka enthält.

Es ist eine Hommage an Morihei Ueshiba, den Gründer des Aikido.

Ueshiba hat beeindruckt, gekämpft und Budoka seiner Zeit von den Möglichkeiten des Aikido überzeugt

Für mich der wichtigste Punkt: Man lernt die Hintergründe des Aikido kennen und versteht, daß es – trotz seines eher passiven Charakters – stark martialisch geprägt ist, wie andere Kampfkünste auch. Durch die kleinen Anekdoten, die nicht immer glaubhaft wirken, erhält man einen historischen Blick auf die Kultur hinter der Kampfkunst und spürt, daß es letztlich doch um echten Kampf geht. Dabei soll mein persönlicher Eindruck nicht abwertend sein, er deckt sich mit den Erfahrungen der Besucher in Ueshibas Dojo, die im Anschluss scheinbar eines Besseren belehrt wurden.

Auch Aikido rettet Techniken die auf den Schlachtfeldern Japans angewendet wurden, in zum  Teil anderer Form in unsere Zeit, auch, wenn sie keinem direkten, realen Zweck mehr dienen.

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Das vermittelte Bild hat meine Einschätzung des Aikido verändert

Seit wenigen Jahren versuche ich Kata ura zu üben und es kommt mir daher wenig merkwürdig vor, daß man im Aikido linke und rechte Seite gleich stark trainieren soll. Im Kampfsport trainiert man die starke Seite und baut sie aus – in der Kampfkunst sollte man die Variabilität erweitern, nicht schmälern.

Das Dilemma der wettkampforientierten Versportlichung und der damit einhergehende Verlust der Variabilität, durch die Konzentration auf wenige starke Techniken, wird am Beispiel des Judo plakativ dargestellt.

Kleines Buch, viel Arbeit

Viele, viele Namen, zahlreich kurz angeschnittene Themen, auch außerhalb des Aikido, laden für Kampfkunst-Interessierte zu weiterer Recherche ein. Man erfährt zudem, welche wichtigen Karateka auch Aikido gelernt haben. Es sind Trainings Tipps zu finden, die es zu prüfen gilt und konkrete Anweisungen die man einmal im (Karate) Training testen kann. Die Menge an aufzuarbeitenden Notizen hat mich nach der Lektüre sehr überrascht.

Das Studium des Aikido ist sicherlich besonders für die Elemente des Kata Bunkai von Bedeutung, da viele Wendungen und Bewegungen so einen Sinn ergeben (könnten); ein wichtiger Anhaltspunkt  aus dem Buch. Direkte Vergleiche und das Aufzeigen von Parallelen und Widersprüchen zu anderen Kampfkünsten regen zum Ausprobieren an.  

Und nun?

Ein wenig Narzissmus „zum“ Aikido und die hauchzarte Glorifizierung Ueshibas sind vertretbar, müssen sich aber an der Realität messen lassen. Das Buch stellt für mich einen großen Anreiz für ein Probetraining in einem Aikido Dojo dar. Ich will es jetzt wissen: Funktioniert es wirklich? Kann man jemand so leicht aus den „Angeln“ hebeln.

Abgeschlossen wird das Buch mit einem überschaubaren Glossar, ein nicht zu unterschätzendes Element als spätere Gedächtnisstütze.

Persönlich sortiere ich es in die Reihe der Bücher  á la „Karate-Do – mein Weg“, auch wenn es für Karate verständlicherweise nicht diese zentrale Bedeutung besitzten kann.

Der zu nächst recht üppig anmutende Preis, wird mit einem liebevoll gestalteten Buch hoher Qualität aufgewogen. Man kann es ohne zu übertreiben als Kleinod bezeichnen, da könnten sich viele Verlage ein Vorbild nehmen! Leider ist der Einband etwas empfindlich, er sollte idealerweise mit einem Buchumschlag geschützt sein.

Empfehlen möchte ich das Buch dem weiter fortgeschrittenen Karateka, es regt zum Nachdenken und Nachforschen an, besonders, wenn man bisher den Fokus sehr eng gesetzt hat.

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