Das Buch ist in zahlreichen Belangen etwas Besonderes: das Layout ist echt abgefahren, wirkt aber ein bischen, wie ein Autokatalog aus den 70ern. Dabei ist es flammneu und hat brandheißen Inhalt.
Wer gute Trainingsanweisungen sucht, wird hier fündig
Besonders Karateka und da schließe ich mich ein, suchen schon zu Beginn Wege, um die Ausführung der Techniken zu optimieren, erhöhte Schnelligkeit zu erreichen und maximale Wirkung zu erzielen, schließlich soll der Tsuki einmal schnell wie ein Wimpernschlag und stark wie ein Tsunami sein 😉
Doch wie sieht ein ideales Ergänzungstraining aus, welche Trainingsmethode ist richtig, lohnt sich der Weg ins Fitness-Studio und wie kombiniert man Übungen. Nach dieser Lektüre glaube ich es zu wissen und habe Muskelkater. Im übrigen kenne ich einige Übungen aus dem Buch und deren verschärfte Form aus Trainingseinheiten in diversen Vollkontakt-Stilen – und persönlich wirkt das Buch auf mich wie eine gelungene Synthese aus dem 1995 erschienen „Schnelligkeitstraining“ (Meyer&Meyer Verlag) und meinen persönlichen Trainingserfahrungen, nun genug der Vorworte.
Aus dem Inhalt
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis findet man auf 306 starken Seiten, die im Format eher als Bildband daherkommen. Das Bildmaterial ist technisch überragend und außergewönlich.
Bewegungsabläufe werden durch überlagerte Bildebenen von Bewegungssequenzen dargestellt, im Stil von HighSpeed-Aufnahmen. Manchmal stößt man als Betrachter zunächst an seine Grenzen und benötigt einen zweiten Blick, um die „sechs Hände“ den „drei Personen“ auf dem Bild zuzuordnen.
Dem in meinen Augen maßgeblichen Ziel des Buches, der Anleitung zu einem geeigneten Training, Zitat : „… befähigen den interessierten Leser dazu optimale und individuelle Leistungsfortschritte zu generieren“, kommt das Bildmaterial sehr zu gute.
Ausführlich und verständlich werden Trainingslehre und anatomische Grundlagen erklärt, der Fokus bleibt erfreulicherweise immer im Feld des Kampfsports, zum Teil wettkampforientiert. Alle auf die Schnelligkeit einflussnehmenden Faktoren werden behandelt.
Schnelligkeit: Übungen und Traininsgmethoden
Hier punktet das Buch und macht kleine Fehler schnell vergessen. In Verbindung mit dem Bildmaterial werden zahlreiche Formen für verschiedene Trainingsreize und Ansätze leicht verständlich und plakativ dargestellt. Eine Übernahme bzw. „Übersetzung“ von Trainingsmethoden anderer Sportarten ist nicht nötig, da auch in diesem Teil der Kampfsport zentrales Element ist. Zu jedem Einflussfaktor gibt es eine oder mehrere Übungen.
Kraftraining
Nach einer gut dimensionierten Portion Theorie, folgen, Zitat: „Krafttrainingsmethoden zur Verbesserung der Schnelligkeit“. Wobei diese einleitende Kapitelüberschrift den folgenden Seiten nicht gerecht wird, denn wer bis heute keinen Leistungssport betrieben oder ein Leistungszentrum von innen gesehen hat, dem dürfte die Fülle und Variabilität der Übungen einfach nur imponieren. Im folgenden werden Themen wie Regeneration und Trainingsablauf behandelt.
Zusammenfassung und Ausblick
Jetzt wird es unübersichtlich. Auf Seite 170 beginnen „Zusammenfassung und Ausblick“ um dann auf Seite 295 erfolgreich zum Abschluss gebracht zu werden. Bitte nicht falsch verstehen: Was auf diesen Seiten zu finden ist, ist einfach nur gut und stellt die Übungsformen des ersten Teils im Umfang in den Schatten, aber eigentlich beginnt hier, auch strukturell, ein eigenes Buch. Leider verschwimmen mir ab hier als Breitensportler teilweise die Grenzen zwischen Schnelligkeitsübung und Kraftübung. Es wird ausnahmslos gut erklärt welchen Hintergrund die Übung hat, es sollte aber eine Einordnung der Übungen nach Schwierigkeitsgrad geben (Anfänger vs. Fortgeschrittene).
Da sich das Buch an Zitat „interessierte“ und „wissbegierige Leser“ richtet, muss den Risikien einer möglichen Verletzung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, einige Übungen lassen sich nicht ohne ausreichend vorhandene Fitness / Kraft und / oder Anleitung fehlerfrei ausführen.
Fazit
Das Buch ist aufgrund seines Formats als „Arbeitsbuch“ nicht geeignet, obwohl das zum „praktischen Selbststudium“ unabdingbar wäre, als Grundlage für die Trainingsplanung ist es aber unverzichtbar. Kleine Defizite die mir in den letzten Tagen aufgefallen sind: Es ist zu schwer, lässt sich nicht gut halten und blättern ohne Unterlage ist nervig. Das Layout ist erfrischend anders, verschenkt aber zuviel Platz. Bei Deckenbeleuchtung blendet der dunkle Hintergrund, was die Erkennbarkeit der überlagerten Fotos verschlechtert. Auch nach Tagen verströmt es, selbst für einen Bildband, starken Farbgeruch. Die Inversdarstellung der Texte liest sich nicht angenehm.
Mein Ergänzungsvorschlag: Eine im Format „komprimierte“ Fassung im Stil eines
Arbeitsbuches, oder eine Beilage mit den Übungen im Überblick.
Die inneren Werte des Buches sind aber mehr als überzeugend.
Das Buch „Schnelligkeitstraining fuer Kampfsportler“
von Dr. Jürgen Fritzsche
ist unter folgender Internetadresse verfügbar:
Schnelligkeitstraining für Kampfsportler
Leichtgewichtige Alternative:
Einfach zu schnellen Beinen
philippka Training