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Karate Kumite

Kumite - Begegnung der Hände
Kumite – Begegnung der Hände

Karate Kumite – Kampf –

Wettkampf – Partnerübung

Kumite bedeutet Kampf in einer Wettkampfsituation oder im Training. Im Karate gibt es verschiedene Formen des Kumite, vom grundschulmäßigen Mehrschrittkampf bis zum Freikampf. Häufig wird mit Kampf im Karate ein tiefer Stand mit grundschulmäßigen Techniken verbunden. Und das stimmt für die ersten Formen sogar. Man kann diese als Partnerübung verstehen. Sie sind einfacher Natur und führen die Karateka langsam zu einer immer freieren Kampfhandlung, nach definierten Regeln.

Die fortgeschrittenen Kumite Versionen zeichnen sich jedoch durch Flexibilität, Spontanität und freien Einsatz von Techniken aus. Kumite ist nicht zwangsläufig mit Wettkampf gleichzusetzen – in den grundschulmäßigen Kumiteformen geht es eher um eine Partnerübung, in der man ein besseres Verständnis für die Technik und deren Anwendung entwickelt. Man wetteifert nicht miteinander, sondern schult sich eifrig gegenseitig.

Karate Kumite – Kämpfen ohne Kontakt?

Karate steht in dem Ruf eine Art „Schattenboxen“ zu sein, das rührt vom Konzept des „Nicht-Treffens“ im „Karate Do“ her, also der zum nennen wir es einmal „Gewaltverzicht“ kultivierten Form des Karate. Dort stoppt man die Technik kurz vor dem Treffen ab, man berührt die Partner*in nicht, oder nur wenig. Im „Normalfall“ entwickelt sich aber zwischen den Übenden, abhängig vom Kenntnisstand und persönlicher Einstellung, eine untereinander abgestimmte Form von Kontakt. Das ist ein dynamischer Prozess während der Ausführung, in dem man sich langsam dem Grenzbereich nähert.

„Karate Do“ ist nur eine Ausprägung unter vielen

Grundsätzlich lässt sich das Thema „treffen und getroffen werden“ im Karate Kumite in drei Kategorien einteilen, so, daß man als Außenstehende*r zumindest eine grobe Vorstellung dazu entwickeln kann:

  • keine, oder kaum Berührung – also treffen ohne Wirkung
  • fordernder und fördernder Kontakt ohne große Wirkung
  • Vollkontakt, Semikontakt, Leichtkontakt – also Treffer mit Wirkung

Eine Einigung wie viel Kontakt richtig und falsch ist im Karate, wird man nicht erwarten können, das ist eine der am meisten umstrittenen Fragen in der Welt des Karate, bei Einzelpersonen, Vereinen, nationalen und internationalen Organisationen. Schön dabei ist: Da es so viele Variationen bei diesem Thema gibt, ist auch das Angebot entsprechend groß. 

Zudem gibt es Kumite Ausprägungen mit und ohne Schutzausrüstung, auch das führt zu unterschiedlichen Formen des Kontaktes. Auch an der Schutzausrüstung scheiden sich die Geister – es finden sich wahrscheinlich ebenso viele Befürworter*innen wie Kritiker*innen. Die grundlegende Frage ist meistens: Kann man lernen zu schlagen, wenn man nicht trifft, oder der Schlag durch einen Schützer gedämpft wird? Kann der Körper auf das Treffen oder getroffen werden vorbereitet sein, wenn nie ein Kontakt zustande kommt?

Die Fragen zu „Kontakt“ und Schutzausrüstung würde ich als teilweise philosophisch betrachten. Meiner Meinung nach haben alle Formen im jeweiligen Kontext ihre Daseinsberechtigung. Wer seinen Erlebnis-Horizont und Erfahrungsschatz erweitern möchte, sollte als Karateka genug Flexibilität mitbringen, um auch mal über den Tellerrand zu schauen. Grundsätzlich muss diese Flexibilität und Bereitschaft zur Adaption sowieso gegeben sein, denn im Karate trainieren meist so viele Gruppen zusammen, daß man nicht auf seiner Meinung beharren kann und „Schlechtere“ sollen im Karate ja vom „Besseren“ lernen, das erfordert Anpassungen nach oben, wie nach unten:

  • Kinder trainieren mit Erwachsenen
  • Frauen mit Männern
  • große mit kleinen Menschen
  • Langsame mit Schnellen
  • Starke mit Schwachen
  • Alte mit Jungen

Wer hier sein Programm im Training rücksichtslos herunterspult wird so oder so irgendwann alleine trainieren 😉 und im Wettkampf entweder gewinnen, oder disqualifiziert werden, je nachdem, was des Reglement zulässt.

Grundlegendes       

Die Karateka stehen sich (zumindest bei den regulierten Formen) zunächst gegenüber, grüßen, sagen die Technik an und führen dann die Techniken durch, exemplarisch ein Video mit Gohon Kumite aus dem JKA:

Der Karateka wird systematisch zu einer kontrollierten Technik geführt. Kumite schult dabei im Besonderen:

  • Gefühl für Distanz
    • wie weit kann ich nach vorne oder hinten gehen
    • wie weit reicht meine Technik, oder die der Partner*in
    • von wo muss ich starten
    • in welchem Abstand hat die Technik eine Wirkung
  • Gefühl für Trefferflächen
    • was ist die Zielregion und warum
    • wo treffe ich die Partner*in genau
    • mit welchem Teil z. B. der Hand schlage ich
  • Kontrolle der Schlagkraft
    • wie fühlt es sich an zu treffen, oder getroffen zu werden
    • wie kann ich meine Schlagkraft reduzieren / steigern
  • Koordination der Bewegung
    • wie setze ich Beine, Hüfte, Rumpf und Schultern ein
    • was ist das richtige Timing für den Bewegungsablauf
  • Fokussierung auf „Gegner*in“ / Partner*in und deren Technik
    • Konzentration auf das „Ziel“
    • was ist das richtige Timing für die Abwehr
  • praktische Technik-Umsetzung
  • Bewegung im Raum
  • Disziplin
    • mit der Angst umgehen zu treffen, oder getroffen zu werden
    • Abhärtung physisch und psychisch
    • Entwicklung von Durchsetzungsvermögen
  • Selbstkontrolle
    • Fluchtreflexe vermeiden
    • Raserei und Aggression verhindern
  • innere Ruhe
    • Gelassenheit in Stresssituationen erlangen

Eine Kampfsituation ist etwas Spezielles, ob in einer reglementierten, zuvor abgesprochenen Form oder in einer Selbstverteidigungssituation. Man muss die eigenen Grenzen und die des Gegenübers erkunden, einen Plan entwickeln, den Plan des jeweils anderen erkennen lernen – man erlebt im Karate Kumite die Quintessenz des Karate: Den Kampf.

Grundschulmäßige Formen des Kumite

Yakusoku Kumite

abgesprochene Abfolge

Gohon Kumite

Fünfschrittkampf

Sanbon Kumite

Dreischrittkampf

Kihon Ippon Kumite

Grundschulmäßiger Einschrittkampf

Kaeshi Ippon Kumite

erwidernder Einschrittkampf

Okuri Ippon Kumite

wiederholte Folge Angriff / Abwehr / Konter

Freie Formen des Kumite

(Anm.: ausreichende Kenntnisse der Grundschultechniken sowie ein gutes Gefühl für Distanz, Timing und eigenes technisches Vermögen sind Voraussetzung für die „freieren“ Formen, selbstbewusstes Auftreten, sichere Kampfhaltung, schnelle Techniken, gehärtete Gliedmaßen, Intuition, geschultes Auge, eine sichere Abwehr, ein harter Angriff – über all das sollte ein*e Karateka bereits verfügen bevor sie / er sich über diese Art des Kumite ernsthaft Gedanken macht)

Jiyu Ippon Kumite

freier Einschritt Kampf

Happo Kumite

Kampf in alle Richtungen

Jiyu Kumite

Übung im Freikampf

Randori

Spielerischer Freikampf

Bogu Kumite

Vollkontakt in Schutzkleidung

Shiai Kumite

Kumite im Wettkampf

Shobu Kumite

Kumite um Punkte

Kumite ist nicht gleich Kumite

Abhängig von Stilrichtung, Verband, Wettkampfregeln und zuweilen philosophischem Hintergrund unterscheiden sich auch die freien Kumite Formen im Wettkampf stark voneinander. Vom eher „traditionellen“ Ippon Ansatz mit „wenig“ Berührung und wenigen Treffern / „einem Treffer“, über das sportliche „Sammeln von Punkten“ in einem bestimmten Zeitraum, bis zum augenscheinlichen „Vollkontakt“ mit Wirkungstreffern.



 

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