bodenreaktionskraft-karate

zuerst Entspannung – dann Anspannung

Was macht den Schlag zum schnellen Schlag?
Entspannung. Wer bei der Ausführung seiner Technik zu früh mit der „Anspannungsphase“ beginnt, wird langsam und zum Ende hin meist kraftlos. Gleiches gilt auch, wenn man versucht, den Schlag besonders „kraftvoll“ auszuführen. Der Schlag wird dann mehr geschoben.

Zuerst beweglich wie ein Peitsche dann hart wie ein Projektil
Die Faust gut geschlossen, sollten der Arm, Schulter und Oberkörper locker und entspannt sein, um ohne Widerstand nach vorne zu schnellen. Auch die Hüfte sollte frei und beweglich sein, um ungehindert rotieren zu können.

Was macht den Schlag zum harten, kontrollierten Schlag?
Anspannung. Ganz am Ende der Bewegung. Viel mehr als die Härte geht es aber darum, die Technik gegen den Boden zu „stützen“, das sorgt für hohe Bodenreaktionskräfte, die lassen sich sogar messen und werden neben dem Kampfsport in vielen Sportarten für eine höhere Effizienz und Kraftentwicklung genutzt.

Forensisch-biomechanische Aspekte des Faustschlags

Bremer, Stefan Michael (2008): Forensisch-biomechanische Aspekte des Faustschlags. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät

Oder, einfach nach Dr. Greg Rose: „If you don’t create ground reaction forces, you don’t create power“.

Kraftvolle Kontrolle
Außerdem wollen wir im Karate die Kontrolle behalten. Wer einmal sieht, was ein weiter Schwung im Baseball, Golf oder Boxen zur Folge hat, wenn Ball oder Gegner*in nicht getroffen werden, wird verstehen, warum ein bewusstes Beenden der Technik Vorteile besitzt: Man kommt nicht aus dem Gleichgewicht und „fällt“ nicht um, schwingt nicht über das Ziel hinaus. Dieses „über das Ziel hinausschwingen“ öffnet Oberkörper und Kopf für Treffer. Im Baseball ist am Schlagmal schön zu sehen, wie solide der Stand ist, um dieses Problem mit dem Umfallen zu lösen, aber Oberkörper und Kopf drehen weiter aus. Im Gegensatz zum Muay Thai zum Beispiel, dort werden Techniken, die nicht treffen, oft einfach weiter ausgedreht, was zu einer 180° Rotation um die senkrechte Körperachse führt. Aber dann ist es unheimlich schwer, vor dem Ausschwingen die Richtung zu wechseln. Das funktioniert hingegen sehr gut, wenn die Technik ein Ende findet. Im Karate wollen wir gewöhnlich nicht ausschwingen und Gegner*innen den Rücken zukehren möglichst auch nicht. Das mag im sportlichen Kumite Wettkampf anders sein, aber da führen genau diese Situationen oft zu einem Feger.

Mach die Faust zu!
Und an alle jene die die Meinung vertreten, alles muss immer ganz locker sein: Ein Faustschlag mit offener, lockerer Hand ist eben kein Faustschlag. Eine Faust ist eine relativ fest geschlossene Hand. Wer am Makiwara trainiert, weiß auch die Stützkraft zu schätzen, die das Handgelenk schützt, wenn der Treffer im falschen Winkel einschlägt. Das ist am Kinn und Brustkorb nicht anders. 

Weiter Infos aus dem Boxen: THE PHASES OF BOXING PUNCHES

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